Inspirierende Impulse aus der Gründungs- und Unternehmenspraxis

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„Mut, Visionen, Realitätssinn und Begeisterung“

Kürzlich fand in der Bezirksstelle der Wirtschaftskammer Steyr das Gründer:innen- und Jungunternehmer:innenfrühstück statt – organisiert vom Netzwerk Zukunftsregion Steyr gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Steyr. In gemütlicher Frühstücksatmosphäre wurden Unternehmer:innen-Persönlichkeiten auf die Bühne geholt, die mit ihren Erfahrungsberichten, Höhen und Tiefen, motivierenden Worten und praktischen Tipps beeindruckten. Es war ein lebendiges Forum für Inspiration, Ehrlichkeit und echten Erfahrungsaustausch.

Drei starke Stimmen zur Eröffnung

Eröffnet wurde der Vormittag von drei engagierten Vertreterinnen der regionalen Wirtschaft:

• Cornelia Schwabl, Leiterin der Bezirksstelle Steyr der WKOÖ,

• Daniela Zeiner, Leiterin des Netzwerks Zukunftsregion Steyr, und

• Judith Ringer, Obfrau der WKO Steyr Land.

Sie unterstrichen unisono, wie wichtig es sei, Gründungsgeist sichtbar zu machen und mutige Unternehmer:innen zu vernetzen. Die Veranstaltung war nicht nur ein Informationsformat, sondern vor allem auch ein Raum für Austausch, Bestärkung und Kooperation. Mit Blick auf die Vielzahl an Gründungen in der Region betonten sie, dass es vor allem „die gelebten Geschichten, das Durchhalten, die Kreativität und die persönliche Haltung“ seien, die den Wirtschaftsstandort voranbringen.

Sport, Haltung, Verantwortung – Die Gründungsgeschichte von Scroc

Christian Rieger, Gründer der regional produzierenden, nachhaltigen Sportbekleidungsmarke Scroc, sprach mit authentischer Begeisterung über seine Unternehmensgeschichte, die mit einer Vision und stundenlangen Nähversuchen im Kinderzimmer begann – und schließlich zur Erfolgsgeschichte in der funktionalen, langlebigen, schadstoffarmer Sporttextilproduktion wurde.

Ausgangspunkt war die Frage: „Wie kann Sportbekleidung anders gedacht werden?“ – geruchsneutral, ohne Waschzwang, funktional, langlebig und mit echter Verantwortung gegenüber Tier, Mensch und Umwelt. „Man muss den Mut haben, anders zu denken – und trotzdem kompromisslos in der Qualität bleiben. Wenn du weißt, was du tust, und es aus Überzeugung machst – dann wird der Erfolg nicht zu verhindern sein“, so Rieger.

Auch Sport und Unternehmertum hätten für ihn viel gemeinsam – es gehe um Durchhaltevermögen, Leidenschaft und das mentale Visualisieren von Zielen: „Ich habe beim Radfahren stundenlang den Hinterreifen des Gegners visualisiert. Irgendwann habe ich ihn wirklich überholt. Diese mentale Stärke hat mir auch als Unternehmer geholfen.“

Unternehmerisch denken – Martin Breitschopf über Führung und Fehlerkultur

Martin Breitschopf von Breitschopf Küchen setzte in seinem Impuls einen klaren Akzent: Unternehmertum bedeute nicht nur, operativ tätig zu sein, sondern strategisch zu denken und aktiv an der Zukunft des Unternehmens zu arbeiten. „Am Unternehmen arbeiten – nicht nur darin“, so sein Credo. Er sprach über die Bedeutung einer klaren Vision, den Mut zur Veränderung – etwa bei der Einführung neuer Systeme – und die Kraft von Entscheidungen, die nicht perfekt, aber konsequent umgesetzt werden. Besonders betonte er die Bedeutung einer guten Fehlerkultur: „Fehler sind kein Versagen – sie sind Lernmomente. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen und aus ihnen die richtigen Schlüsse ziehen.“

Auch die Zusammenarbeit im Familienunternehmen sei eine besondere Aufgabe: „Es ist wichtig, die Person immer in der aktuellen Rolle zu sehen – nicht als Bruder, sondern als zweiten Geschäftsführer.“

Design mit Haltung – Barbara Ambrosz über Intuition, Reduktion und internationale Wege

Im Rahmen der Veranstaltung begeisterte auch Barbara Ambrosz, Mitbegründerin des renommierten Designstudios Lucy.D und international ausgezeichnete Gestalterin, mit einem eindrucksvollen Erfahrungsbericht.

Sie sprach über den Wert von Reduktion im Designprozess, über die Balance zwischen Hinhören und Auftragsarbeit bis hin zum Mut zur eigenen Idee – und über ihren persönlichen Weg vom Atelier bis ins Museum of Modern Art in New York.

„Design beginnt dort, wo Funktion auf Haltung trifft – und wo Material eine Geschichte erzählt“, so Ambrosz.

Sie gab den Gästen Einblicke in die Verbindung von Handwerk und Innovation und machte Mut, „sich mit Herz, Intuition und Gesprächsfreude in die Welt zu werfen – und das Eigene sichtbar zu machen. Geht auf Menschen zu und erzählt eure Idee – ganz nach dem Motto: Have fun, enjoy life.“

Klimaschutz beginnt im Boden – Carbony und die Kraft natürlicher Prozesse

Mit seinem Start-up carbony zeigte Matthias Rettenbacher, wie klimawirksame Innovation regional gedacht und global wirksam umgesetzt werden kann.Das Prinzip: Enhanced Rock Weathering – eine natürliche Methode zur CO₂-Bindung durch fein vermahlenes Basaltgestein, das in Wäldern ausgebracht wird. Sobald Regen darauf trifft, bindet das Gestein CO₂ dauerhaft im Boden – bis zu 15 Tonnen CO₂ pro Hektar. „Wir nutzen kein Hightech, sondern Naturprozesse – nur schneller gedacht und wissenschaftlich exakt umgesetzt“, betonte Rettenbacher.

Unterstützt durch die BOKU und Gemeinden wie Steyr und Dietach werden erste Flächen bereits klimawirksam bewirtschaftet. Sein Zugang: lösungsorientiert statt belehrend.„Wir wollen nicht mit Verboten motivieren, sondern mit Visionen begeistern – Klimaschutz ist kein Zwang, sondern eine Einladung zur Verantwortung.“ Dass er ursprünglich aus der Philosophie kommt, sei kein Widerspruch – sondern Antrieb: „Jede gute Idee braucht eine große Frage. Und ein Team, das sie beantwortet.“

Realitätscheck Gründen – WKO-Experte Alexander Stockinger klärt auf

Alexander Stockinger vom Gründerservice der WKOÖ nahm in seinem Impuls die gängigen Vorstellungen vom Gründen unter die Lupe – und räumte mit einigen Mythen auf:

„Nur 1–1,5 % aller Gründungen in Österreich sind echte Start-ups. Daher bitte auf keinen Fall die große Mehrheit vergessen, jene Held:innen, die meist als Ein-Personen-Unternehmen mit Mut und Leidenschaft ihre Idee in die Tat umsetzen – im Alltag, nicht im Rampenlicht.“ Gründung sei vor allem ein Schritt zur Selbstverwirklichung – nicht zum schnellen Reichtum. Die größten Herausforderungen, welche die Gründer:innen meist selbst sehen? „Nicht das Produkt, sondern die Rahmenbedingungen bei der Gründung“, so Stockinger. Bürokratie, Sozialversicherung, Steuern – all das sei erlernbar, brauche aber gute Begleitung, die es natürlich im WKOÖ-Gründerservice gibt.

Mit dem Appell, auf vorhandene Werkzeuge zuzugreifen – etwa den kostenlosen Zugang zur Weiterbildungsplattform wise-up– ermutigte er die Teilnehmer:innen zum Dranbleiben: „Keiner muss das Rad neu erfinden. Die Werkzeuge liegen bereit – man muss sie nur benutzen.“

Das Frühstück für Gründer:innen, Jungunternehmer:innen und Unternehmer:innen zeigte wieder einmal eindrucksvoll, wie viel Kraft in persönlichen Geschichten, ehrlichen Einblicken und regionalem Unternehmergeist steckt – ein Vormittag voller Mut, Austausch und Zuversicht, der Lust macht aufs Weitermachen und Weiterdenken.

 

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